• "Versäumt nicht, zu üben die Kräfte des Guten."

    aus dem Gedicht "Symbolum" von
    Johann Wolfgang von Goethe (Freimaurer, Loge Anna Amalia, Weimar)

Fragen und Antworten zur Freimaurerei

42 Fragen und der Versuch, darauf Antworten zu geben

 Themen:

  1. Allgemeines 
  2. Grundlagen der Freimaurerei 
  3. Ethik und Weltanschauung 
  4. Religion und Glauben 
  5. Ritual, Symbole 
  6. Staat, Parteien, Politik  
  7.  Organisation 
  8.  Vereinsgrundlagen 
  9.  Geschichte 
  10.  Aktuelles und Zukunft 

Vorbemerkung:

Der Freimaurerbund ist traditionell eine Vereinigung von Männern. Bereits im 19. Jahrhundert gründeten sich allerdings die ersten, auch Frauen zugänglichen (gemischten) Logen. Im 20. Jahrhundert, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg, nahm der Zustrom zu Frauenlogen deutlich zu und hält heute weiter an. Die „42 Fragen“ werden daher mit Fokussierung auf Männerlogen beantwortet. Sie sind in vielen Fällen gleichermaßen für die weibliche Freimaurerei gültig. Unterschiede gibt es in der Empfindung ritueller Erlebnisse, aber nicht in den Zielen des Bundes.

Für Detailfragen suchen Sie den Kontakt mit einer Freimaurerloge oder einem Freimaurer. 

  

1. Allgemeines 

01 Was ist Freimaurerei?

Der Zweck des Freimaurerbundes ist die Erziehung seiner Mitglieder zur Menschlichkeit. Die Mittel hierzu sind die Übung der von den mittelalterlichen Bauhütten übernommenen symbolischen Gebräuche, die gegenseitige Belehrung über die wichtigen Angelegenheiten der Menschheit, die Pflege des Idealen und Anregung zu wahrer Freundschaft und Bruderliebe. Jeder soll diese Grundsätze außerhalb der Loge verbreiten, die Aufklärung nach Kräften fördern und der Intoleranz entgegentreten. In der Loge werden die Mitglieder durch gemeinsames Erleben von Symbol und Ritual zur Selbsterziehung angeregt. Durch Eintreten für die Würde des Menschen und Pflege der Brüderlichkeit und durch Übung der Wohltätigkeit versuchen die Freimaurer, die Ideale der Humanität zu verwirklichen (Quelle Grossloge Alpina).

 

 02 Welche großen Ideen stehen hinter der Freimaurerei

Die Freimaurerei ist ein Kind der Aufklärung und versucht, dem Menschen mit Hilfe der Vernunft einen „Ausgang aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit‘ (Immanuel Kant) zu ermöglichen. Die Aufklärung versucht, den Erkenntnisprozess voranzubringen: von überkommenen Vorurteilen, Traditionen, Konventionen, Dogmen, Institutionen usw. Die bürgerliche, mitwirkende Gesellschaft tritt in den Vordergrund. 

 

03 Was ist die Freimaurerei?

Die Freimaurerei ist eine Lebenshaltung, die zur Selbstkritik beiträgt, weil sie Anspruchsdenken und Machtstreben missbilligt. Sie fördert den Kreislauf des Gebens und Nehmens und trägt damit zur Humanisierung der menschlichen Gemeinschaft und zur Persönlichkeitsbildung des einzelnen Menschen bei.

Man könnte auch sagen, die Freimaurerei sei absichtslos. Sie verfolgt keine nach außen gerichteten Ziele. Jeder Freimaurer sollte an seiner persönlichen Entwicklung zur Humanität arbeiten und als Vorbild in der Gesellschaft wirken.

 

04 Wo ist die Freimaurerei verbreitet?

Die Freimaurerei ist weltweit verbreitet. Nur wenige diktatorische und fundamentalistische Staaten sind ausgenommen. Auf der Welt gibt es etwa 6 Millionen Mitglieder (die sich Brüder nennen) in unzähligen Logen.

 

05 Wer kann aufgenommen werden?

Nach der ältesten Satzung der Freimaurerei aus England (von James Anderson 1723), die im Grunde heute noch gültig ist, kann „jeder freie Mann von gutem Ruf“ um Aufnahme nachsuchen. Unter „frei“ ist dabei vor allem die innere Freiheit gemeint, wichtige Entscheidungen für das eigene Leben selbst treffen zu können.

Da der „gute Ruf“ nicht objektivierbar ist, sollte die Zeit der Annäherung an die Freimaurerei zum gegenseitigen Kennenlernen genutzt werden und bedarf einer gewissen Geduld.

 

06 Wie finde ich Kontakt zu den Freimaurern?

In vielen Städten haben die Freimaurer örtliche Logen, die in einem Logenhaus zusammenkommen und sind digital erreichbar. Eine unverbindliche Anfrage genügt und ein Freimaurer wird mit Ihnen in Kontakt treten. 

 

 

2. Grundlagen der Freimaurerei

07 Was zeichnet die Freimaurerei aus?

Wesentlich ist die brüderliche Gemeinschaft. Unvoreingenommene Vertrautheit und Vertraulichkeit zeichnen sie aus.

Die enge Zusammengehörigkeit wird gefördert durch das gemeinsame Erlebnis des Rituals. Es ist geprägt von Symbolen und schließt in seiner altertümlichen Form das Unbewusste und Emotionale in jedem Bruder auf.

Die Freimaurerloge bietet eine brüderliche Solidargemeinschaft, „Ethikschule“, geistige Anregungen aus den Interessensgebieten der Mitglieder, Entwicklung der eigenen Persönlichkeit durch Harmonisierung zwischen Geist/Verstand und Gemüt/Emotion, Kultur in der Geselligkeit, karitatives, humanitäres Wirken, Zuhören und Nachdenken zu üben und Vermenschlichung des Umfeldes und letztlich der Welt. Man sollte vor allem Erwartungen an sich selbst haben, weniger an die Brüder einer Loge oder die Freimaurerei im Allgemeinen.

 

08 Ist die Freimaurerei dogmatisch?

Die Freimaurerei ist ganz undogmatisch angelegt. Sie erstrebt und fördert eine Lebenshaltung, die durch kein Gesetz und durch keine detaillierten Regeln und Denkvorgaben festgehalten wird. Trotzdem ist der Freimaurer bestrebt, sich bestimmte ethische Grundsätze anzueignen, sie zu leben und nach ihnen zu handeln. Selbstreflexion verhindert dabei Besserwisserei.

 

09 Welche Lehren verbreitet die Freimaurerei?

Freimaurer streben nach einem friedlichen Miteinander aller Menschen, wo auch immer sie leben. Sie sind überzeugt davon, dass sich jeder Mensch in seinem Denken und Handeln verbessern kann. Sie beherzigen als „Lehre“ den Weisheitsspruch „Erkenne dich selbst!“. Damit beginnt jede hoffnungsvolle und zuversichtliche Veränderung.


 

3. Ethik und Weltanschauung

 11 Ist die Freimaurerei eine Philosophie?

Die Freimaurerei ist kein philosophisches System, sondern eine humanitäre Verhaltensempfehlung für eine menschliche Gesellschaft. 

  

12 Ist die Freimaurerei ein Ethikbund?

Die Lebenskunst der Freimaurer ist ein ethisches Konzept auf dem Weg zur Selbstvervollkommnung. Diese „Einübungsethik“ kommt ohne Dogmen, Vorschriften und Gebote aus und vermittelt durch Übung und ständige Wiederholung bestimmte Vorstellungen von vorbildlichen Verhaltensweisen. 

 

13 Verkünden die Freimaurer geheime Wahrheiten?

Freimaurer sind keine Verkünder geheimer oder mystischer Wahrheiten. Sie spüren in der Welt und in ihrem eigenen Dasein keine geheimen Weisheiten auf, sondern versuchen, ihr Leben so zu gestalten, dass es sich harmonisch in den Ablauf des Weltenlaufs einfügt. 

 

14 Lernt man in den Logen die letzten Geheimnisse

Die Freimaurerei strebt weder an, noch hat sie eine Möglichkeit dazu, letzte Geheimnisse des Lebens zu enträtseln. Allenfalls strebt sie nach Klärung der Frage, wie man dauerhaft zufrieden und ausgeglichen sein kann. Am Ende der Überlegungen steht eher der platonisch-sokratische Ausspruch: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“

 

 15 Ist die Freimaurerei ein Geheimbund?

Nein! Nur in einigen Ländern war es mitunter notwendig, die Freimaurerei im Verborgenen zu betreiben, da sonst der autoritäre oder absolutistische Souverän Unterdrückungsmaßnahmen ergriffen hätte. 

 Die Freimaurerei ist allerdings eine „verschwiegene Gesellschaft“, die Außenstehenden nicht ungehemmt Einblick in ihre internen Angelegenheiten gewährt. Das eigentliche Geheimnis ist das Erleben in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter bei rituellen und brüderlichen Zusammenkünften. Diese Erfahrung kann man kaum beschreiben, noch weniger „verraten“. Diesen „Schatz“ darf jeder Bruder selber bewahren.

  

16 Was verschweigen die Freimaurer?

Die Freimaurer verschweigen die vereinbarten Erkennungszeichen des Bundes und Details des Rituals. Alles andere, wie das Gedankengut, die Geisteshaltung und die Organisation, soll sogar möglichst weit verbreitet werden.

 

4. Religion und Glauben

17 Ist die Freimaurerei eine Religion?

Nein. Die Freimaurerei schreibt keine Religion vor und schließt keine aus. Sie versucht, den Dialog der Religionen zu fördern und hinterfragt Vorurteile. Man kann den Freimaurerbund vielleicht als eine ethische Gemeinschaft, unabhängig konfessioneller Bindungen, bezeichnen.

 

18 Glauben Freimaurer an Gott?

Jeder einzelne Bruder kann seine individuelle Religion oder Denkweise erfüllen, denn sein Glaube wird in keiner Weise angetastet. 

Der Freimaurer versucht an seiner eigenen Vervollkommnung zu arbeiten. Die Annahme eines höchsten Wirkens/Seins bildet die Voraussetzung für das ethische Handeln des Freimaurers. 

 

 

5. Ritual und Symbole

 19 Was ist der Kern der Freimaurerei?

Das Wesentliche bei allen Freimaurerlogen auf der ganzen Welt ist ihr Ritual. Dies ist nicht nur die Grundlage der Freimaurerei, sondern auch die wesentliche Unterscheidung gegenüber allen anderen nichtkirchlichen Gemeinschaften.

Was ist ein Ritual? Es ist der feierliche, formgebundene Ablauf des Geschehens im sogenannten «Tempel» (= feierlich geschmückter Raum zur rituellen Arbeit). Es vermittelt den freimaurerischen Sinngehalt in besonderer zeremonieller Form, vor allem in Symbolen und symbolischen Handlungen mit Wechselgesprächen zwischen dem Meister vom Stuhl und den beiden Aufsehern.

Das Ritual enthält Erkenntnisse und Erfahrungen der Menschheitsgeschichte, die zeitlos sind und durch diese gebundene Form der Nachwelt weitergegeben werden. Dabei wird nicht nur auf das Brauchtum der Bauhütten-Bruderschaften des Mittelalters zurückgegriffen, sondern auch auf die Weisheiten der Mysterien-Bünde des Altertums. 

Eine freimaurerische Arbeit ist der Ablauf des Rituals im Tempel. Zu einem guten Teil ist das Ritual im Wortlaut genau festgelegt und geht überwiegend auf Texte zurück, die vor 200 Jahren in gleicher Weise vorgetragen wurden. An zentraler Stelle steht ein Vortrag, den der Redner oder ein anderer Bruder über freimaurerische Themen hält.

 Besondere Arbeiten sind die Aufnahme eines neuen Bruders, die Beförderung zum Gesellen oder Meister. Jedes Jahr wird das Sommer- und Winterjohannisfest gefeiert.

 

 20 Was soll ein Ritual bewirken?

Im Ritual wird der Bruder aus dem Alltagsgeschehen herausgehoben. Man könnte das Ritual auch als eine Art Meditationsübung bezeichnen. Die Wirkung ist abhängig vom Grad der Aufgeschlossenheit jedes einzelnen Bruders.

 

 21 Weshalb tragen Freimaurer bei Arbeiten besondere Kleider

Die Bekleidung der Freimaurer leitet sich von der Berufskleidung die Steinmetze und Maurer ab. Sie wird nur bei rituellen Arbeiten getragen. Alle Brüder sind gleichförmig im schwarzen (oder dunklen) Anzug und mit weißem Hemd gekleidet, um ihre Gleichheit zu betonen. Bekleidet sind sie mit einem Schurz, der bei den Steinmetzen früher aus Leder war, um beim Behauen der Steine die Splitter aufzufangen. Dann mit Handschuhen, früher als Arbeitsschutz, heute weiß als Zeichen der Reinheit unserer Arbeit und Gesinnung. Schließlich mit Logenabzeichen (Bijou), um erkennen zu können, aus welcher Bauhütte (Loge) der Bruder kommt.

 

 22 Wozu braucht der Freimaurer Symbole?

Kein Mensch kann ohne Symbole leben. Er braucht sie, um seine Welt zu ordnen und die Erfahrungen seines Lebens auszudrücken. Die Symbole sind die Grundlage der Freimaurerei und das wichtigste Ausdrucksmittel im Ritual. Symbole sind für den Freimaurer Werkzeuge zur praktischen Lebenshilfe und Brücke zum Irrationalen, Unbewussten. Universelle Symbole sind unerschöpflich und werden immer wieder neu interpretiert. Dieselben oder sehr ähnliche Symbole verbinden die Freimaurer in allen Ländern der Erde. Die weite Auslegungsmöglichkeit öffnet den Horizont jedes Einzelnen.

 

 23 Was bedeutet: „Arbeit am rauen Stein“?

Die Freimaurer sind dabei, symbolisch den Tempel der Menschheit, den Tempel der Humanität zu bauen. Dabei stellen sie sich vor, dass die Bausteine hierzu sie selbst sind, also die Brüder. Im Steinbruch sind die Steine noch roh und unbehauen. Um in das Bauwerk zu passen, müssen sie bearbeitet und geformt werden. Wer in den Freimaurerbund aufgenommen wird, ist zunächst ein rauer Stein. Erst bei der „Arbeit am rauen Stein“ kann man allmählich erkennen, wozu der einzelne Stein gebraucht werden kann. Gemeinschaft in der Loge ist dabei unerlässlich. 

 

 

6. Staat, Parteien, Politik

 24 Welche politische Richtung hat die Freimaurerei

 Unser Freimaurerbund enthält sich parteipolitischen Tätigkeit und Stellungnahme.

 

 25 Dürfen sich Freimaurer in die Politik einmischt

Jeder Bruder ist als Bürger ein freier Mensch in seinen politischen Entscheidungen. Deshalb darf und sollte er sich als Staatsbürger gegebenenfalls auch aktiv für jede demokratische Partei betätigen (Wahlrecht/Wahlpflicht). Niemals darf er aber als Repräsentant einer Loge oder der Freimaurerei zu tagespolitischen Fragen Stellung beziehen. Er darf auch keine parteipolitischen Auseinandersetzungen in die Loge tragen.

 

 

7. Organisation

26 Wie ist die Schweizer Freimaurerei organisiert

Die Alpina (SGLA) ist der Dachverband der regulären Freimaurerlogen in der Schweiz und hat ihren juristischen Sitz in Bern. Sie wird geleitet durch ein nebenamtliches, von der Delegiertenversammlung aller Schweizer Logen für 4 Jahre gewähltes Direktorium von 5 Mitgliedern, welches sich jeweils aus Freimaurern einer bestimmten Landesgegend zusammensetzt. Vorsitzender des Direktoriums und zugleich höchster Beamter der schweizerischen Freimaurer ist der Grossmeister. Die SGLA ist auch Herausgeberin der öffentlich zugänglichen Monatsschrift ALPINA.

 

27 Wie viele Logen und Freimaurer gibt es in der Schweiz 

Es gibt in der Schweiz ca. 87 reguläre Männerlogen mit ca. 3'500 Mitgliedern. Neben der „männlichen“ Freimaurerei gibt es in der Schweiz Frauenlogen und rund 15 „gemischte“ Logen (für Männer und Frauen). 

 

 28 Ist die Freimaurerei international organisiert

Jedes Land, hat meist eine souveräne Großloge, die mit den Großlogen anderer Länder in Kontakt steht. Die moderne Freimaurerei nahm ihren Anfang im Jahr 1717 in London, wo sich heute noch die «Mutterloge» aller regulären Freimaurerlogen befindet.

 

29 Gibt es Altersgrenzen nach unten und oben?

Ein Interessent soll in den Freimaurerbund eintreten, wenn er eine gewisse innere Reife besitzt. Eintritte in den Freimaurerbund sind auch im gesetzten Alter möglich. 

 

 

8. Vereinsgrundlagen

30 Wie oft treffen sich die Freimaurer?

Die Brüder treffen sich je nach Loge wöchentlich bis zweiwöchentlich oder in anderem Rhythmus. In der Regel besteht eine längere Sommerpause ohne Arbeiten. 

 

31 Welche Priorität setzt der Freimaurer?

Die höchste Priorität hat die Familie. Unter Familie verstehen wir das soziale Umfeld, welches aus Partner, Kindern, Eltern, guten Freunden, usw. bestehen kann. Die zweite Priorität gilt dem Beruf, welches die Existenzgrundlage bildet. Die dritte Priorität gilt der Freimaurerei.

 

 32 Wird ein bestimmter Bildungsgrad erwartet?

Für den Freimaurer ist die Herzensbildung wichtiger als die Schulbildung. Trotzdem sollte ein grundlegendes Interesse bestehen, sich mit Alltags-übergreifenden Fragestellungen zu beschäftigen und auseinanderzusetzen sowie Sinn und Ziel des eigenen Handelns zu beleuchten. 

  

33 Wie hoch sind die finanziellen Belastungen?

Jeder Verein braucht zur Aufrechterhaltung seiner Organisation Geld. Auch die Freimaurerei muss beispielsweise Räumlichkeiten finanzieren und die Betriebskosten und Reparaturen dafür aufbringen. Daneben wird ein Betrag für die Caritas (Spendenhilfe) gesammelt. 

 

34 Was ist der Unterschied zu Lions, Rotariern und Weiteren

Die Service-Clubs, zu denen der Rotary-Club, der Lions-Club, Round-Table u.a. gehören, pflegen überwiegend Geschäftsbeziehungen unter Entscheidungsträgern (begrenzte Mitgliederzahl pro Beruf), Freundschaft, Geselligkeit und Wohltätigkeit. Durch gemeinsames Essen und Vorträge bemüht man sich, geistige Anregung im Sinn von Toleranz und Völkerverständigung zu geben. Ein Ritual oder eine Initiation gibt es dort nicht. Nur die Wohltätigkeit haben diese Clubs mit der Freimaurerei gemeinsam. Es bestehen keine Beschränkungen für Freimaurer, in einem Service-Club zu sein.

 

 35 Wie ist eine Loge aufgebaut?

 Die Logenleitung (juristisch = Vereinsleitung) besteht aus dem Meister vom Stuhl (Stuhlmeister, Vorsitzender Meister) und den beiden „Aufsehern“, die je nach Loge auf ein, zwei oder drei Jahre gewählt werden. Dies sind die „hammerführenden Beamten“. Vereinsrechtlich vertreten diese drei Brüder die Loge nach außen. Der Zeremonienmeister ist nach Anweisung des Meisters vom Stuhl für den äußeren Ablauf des Rituals bei einer Tempelarbeit verantwortlich. Der „Redner“ ist wesentlich für die geistige Ausrichtung der Loge zuständig, hält entweder selbst einen Kurzvortrag (15 – 20 Minuten) oder beauftragt einen anderen Bruder damit. Der „Schriftführer“ (Sekretär) ist für den Schriftwechsel der Loge verantwortlich und führt das Protokoll. Weitere Beamte sichern den reibungslosen Ablauf des Logenlebens, z.B. „Zugeordneter Meister vom Stuhl“ (Stellvertreter), „Schatzmeister“, „Armenpfleger“ usw. Alle „Amtsträger“ (Beamten) werden durch Wahl bestimmt, wobei die Fähigkeiten und Wünsche der zu wählenden Brüder beachtet werden.

  

36 Warum gibt es bestimmte Stufen in dem Freimaurer

Da das freimaurerische Gedankengut nicht in festen und dogmatischen Lehrsätzen aufgebaut ist, wird Zeit und Geduld benötigt, um es sich anzueignen. Deshalb wächst der Freimaurer langsam in das Brauchtum hinein. Um diese stufenförmig aufbauende Erkenntnis zu dokumentieren, ist der neu Aufgenommene erst Lehrling, wird nach etwa einem Jahr Geselle und nach einem weiteren Jahr Meister. 

 

37 Kann ich aus dem Freimaurerbund austreten?

Ja. Eigentlich tritt man in den Freimaurerbund ein, um ihn nicht gleich wieder zu verlassen. Es kann aber Gründe geben, die ein Fortbestehen der Mitgliedschaft nicht zulassen. Dann ist es selbstverständlich und ohne Behinderung möglich, auch aus dem Freimaurerbund auszutreten.

 

 

9. Geschichte

38 Wie ist die Freimaurerei entstanden?

Die Bauhüttengemeinschaften der operativen Werkmaurer und Steinmetzen in England (Dombauhütten) nahmen um 1650 vermehrt auch Geistliche, Adelige, Gelehrte, Handwerker und andere Bürger als Mitglieder auf. Nachdem in 4 Londoner Bauhütten (Lodges, Logen) ausschließlich symbolisch, geistig, philosophisch, spekulativ arbeitende Maurer waren, schlossen sie sich am 24. Juni 1717 (Johannistag) zur ersten Großloge von England zusammen. Dies war der Ausgangspunkt der modernen Freimaurerei. Die Ideen der Aufklärung unterstützten die rasche Verbreitung der Logen.

Die Gebräuche der auch heute noch aktiven Wandergesellen finden sich teilweise in den Ritualen der Freimaurer wieder.

1723 wurden die „Alten Pflichten“ (Verfasser: Pfarrer James Anderson) veröffentlicht, die erste Satzung der Freimaurerei. Das freimaurerische Gedankengut verbreitete sich rasch in den von England abhängigen Ländern und in Europa. 

 

 39 Seit wann gibt es die Freimaurerei in der Schweiz

 In die Schweiz kam die Freimaurerei durch den schottischen Freimaurer Georges Hamilton, der in Genf 1736 die erste Loge gründete. 1739 entstand in Lausanne, durch Engländer gegründet, eine weitere Loge. Aus diesen Anfängen entwickelten sich bis 1844 über dreissig Logen, die nach verschiedenen Systemen arbeiteten. Wohl gab es Zusammenschlüsse von Logen in der Romandie und seit 1822 sogar eine «Grande Loge Suisse», der aber weder Zürich noch Basel angehörten. Es bedurfte jahrelanger Verhandlungen, bis 1844 die Schweizerische Grossloge «Alpina» gegründet werden konnte. Heute zählt die Schweizerische Grossloge Alpina insgesamt 83 Logen mit rund 3500 Mitgliedern.

 

 

10. Aktuelles und Zukunft

40 Woran kann man Freimaurer erkennen?

Die freimaurerischen Grundsätze fordern, dass Freimaurer eine nach allen Richtungen offene Denkweise haben, die über die Grenzsteine der Nationalität hinwegschreitet und den unterschiedlichen Ausprägungen des Glaubens keine Schranken setzt.

Freimaurer streben danach, ehrlich, aufrichtig, menschenfreundlich zu sein.

Bei aller Lebensfreude und Hoffnung, die sie verbreiten wollen, sind sie geprägt von ernsthafter Suche nach kritischer Selbsterkenntnis.

Freimaurer wollen durch ihr Handeln versuchen, ihr persönliches Umfeld und – soweit es ihnen möglich ist – die ganze Welt menschlicher zu gestalten, die sozialen Mängel durch eigenes Engagement zu mildern und für die Menschenwürde überall dort einzutreten, wo sie missachtet wird. Trotz ihrer zuweilen distanzierten, kritischen Haltung schätzen sie Selbstkritik höher als vorschnelle Urteile.

 

 41 Ist die Freimaurerei für jüngere Menschen interessant

Die Freimaurerei kann gerade für jüngere Menschen anziehend sein, weil diese (wie die Freimaurer) um Lösungen für die Probleme des Lebens ringen, um die häufig komplexen, ethischen Auseinandersetzungen und Konflikte nicht nur oberflächlich zu streifen, sondern in die Tiefe der Fragen zu gehen.

Hingegen sollte ein Kandidat persönlich, familiär und beruflich gefestigt sein, bevor er einen Logenbeitritt beantragt. So sind z.B. beruflich oder ausbildungsmässig bedingte Ortswechsel in den ersten drei Jahren der Freimaurerei-Zugehörigkeit ungeeignet. Aus diesen Gründen sind auch «jüngere» Kandidaten in der Regel bereits älter als 25 Jahre. 

 

42 Werden Lebenspartner/-in und Familie von der Loge einbezogen?

Die Aufnahme in den Bruderbund sollte nicht ohne die Zustimmung der/des Lebenspartnerin/Lebenspartners erfolgen. Je nach Loge werden auch Anlässe veranstaltet, an denen Angehörige teilnehmen können.